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Tote Pferde reiten

Bei den Dakota Indianern in Amerika gab es früher eine Stammesweisheit, die besagte: „Wenn Du feststellst, dass Du auf einem toten Pferd reitest, so besteht deine beste Strategie darin abzusteigen“. Gerade in der IT Branche gehen wir leider recht häufig anders mit dieser Thematik um, weil Projektdruck und Anforderungen an Management und Mitarbeiter ein Überleben auf Tagesbasis notwendig werden lassen. Daher betreiben wir oftmals mit Akribie Symptom Behandlung, vergessen dabei jedoch sehr häufig die eigentlichen Probleme wahrzunehmen und zu lösen. Nicht selten geschieht es dann, dass die Weisheit der Dakotas in eine oder mehrere eigene Weisheiten ummünzt werden:

  • Wir besorgen uns eine stärkere Peitsche, um das tote Pferd anzutreiben (Etwa indem Service-Level Verträge mit Zulieferern abgeschlossen und diese vertraglich zur Besserung der Gesamtsituation gezwungen werden.)
  • Wir wechseln den Reiter, um mit frischem Elan voranzukommen. (Erfahrene Mitarbeiter, werden durch weniger erfahrene Kräfte ausgetauscht. Die neuen Kräfte lassen sich – so hofft man wohl – besser durch das Linienmanagement steuern und leisten weniger Widerspruch?!)
  • Wir sagen: „So haben wir das Pferd immer geritten“ und bleiben bei Altbewährtem. (Man verschließt sich gegen echte Innovation. Es wird damit argumentiert, dass man ja nur „ein wenig“ neue Software haben wolle und keine Weltrevolution.)
  • Wir gründen einen Arbeitskreis, um das Pferd gründlich zu analysieren und all seine Leistungen der Vergangenheit akribisch zu dokumentieren. (Leitungskreise werden eingesetzt, die wiederum Mitarbeiterstäbe einsetzen, die wiederum akribisch jedes einzelne alte Bauteil bibliographisch erfassen.)
  • Wir besuchen andere Orte, um zu sehen wie man dort tote Pferde reitet, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. (Man reist zu Schwester-, Nachbar oder Referenzfirmen, um zufrieden festzustellen, dass man doch genauso arbeitet wie man selbst. Vergessen wurde bei der Auswahl der Firmen leider nur, dass alle besuchten Firmen aus dem Verzeichnis „Club der Halter toter Pferde“ stammen.)
  • Wir erhöhen die Qualitätsstandards für den Beritt toter Pferde und führen hierfür sehr strenge Audits ein. (Qualität kommt ins Spiel und bewertet die Güte uneffizienter Vorgehensweisen – was in letzter Konsequenz oftmals nichts anderes heißt: Beim Audit ist herausgekommen, dass die (ineffizienten) Prozesse hervorragend gelebt werden. – Die Frage nach der Werthaltigkeit der Prozesse wird oftmals nicht gestellt.)
  • Wir bilden eine Taskforce, um das tote Pferd wiederzubeleben. (Es wird viel Kraft und Kapital mobilisiert, um halbtote Software zu revitalisieren, ihr etwas Kosmetik zu verpassen oder dem Kunden gegenüber ein neues Produktimage aufzubauen. – Technisch gesehen bleibt die Software jedoch unverändert. Die Tour zum Kosmetiker bringt vielfach nur teilweise erfüllte Versprechungen für die Kunden und garantierte Zusatzaufwände für das eigene Haus mit sich!)
  • Wir schieben eine Trainingseinheit ein, um effizienter tote Pferde zu reiten. (Mitarbeiter werden geschult in Prozessen oder auch Softwareproduktionsverfahren –dumm dabei ist nur, dass diese vielfach in den Köpfen der Mitarbeitet endet. Bis ans Licht der Wirklichkeit dringt es nicht vor, weil z.B. die hierfür notwendige Infrastruktur noch fehlt – und somit alles Theorie und unnützer Aufwand bleibt.)
  • Wir stellen Vergleiche zwischen unterschiedlich toten Pferden an, um die Wettbewerbschancen zu erhöhen. (Es werden Gremien gebildet, die sich Firmen mit ähnlicher Arbeitsweise anschauen, um herauszufinden mit Hilfe welchen Mysteriums bestimmte marginale Verbesserungen erreicht werden konnten.)